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21.02.2009 Venus im größten Glanz

In diesem Tagen strahlt die Venus am hellsten und ist schon kurz nach Sonnenuntergang am Südwesthimmel sichtbar.

Diese Formulierung wird gern benutzt, um die Pracht zu beschreiben, mit der unser Nachbarplanet momnetan den Himmel nach Sonnenuntergang schmückt. Dies ist seit Menschengedenken so: Musiker, Dichter und Maler aller Epochen ließen sich vom "Abendstern" zu unsterblichen Werken inspirieren.

Selbst Napoleon Bonaparte soll sich der Legende nach ehrfürchtig und erstaunt geäußert haben, als ihm einst die Venus am hellichten Tage gezeigt wurde. Durch eine sog. visuelle Helligkeit von bis zu -4.6 m rangiert sie an dritter Stelle der natürlichen Himmelskörper hinter Sonne und Mond, wenn man von Feuerkugeln, Boliden oder Kometen absieht.

Stellen Sie sich an einen dunklen Ort und halten Sie eine Handfläche in Augenhöhe gegen die Venus. Mit dem Zeigefinger der anderen Hand können Sie auf der Handfläche in einem Abstand von ca. 10 cm sogar einen Schatten erzeugen!

Venus im größten GlanzDie Grafik verdeutlicht den Verlauf der Venusbahn, wenn sie sich von der Erde aus gesehen östlich der Sonne befindet. Doch nicht immer sind die jahres-zeitlichen Bedingungen sowie die Neigung der Bahnebenen der beiden Planeten zueinander so günstig wie im jetzigen Fall.

In Punkt "1" zeigt sie sich als winziges "Vollvenus"-Scheibchen einige Wochen nach ihrer oberen Konjunktion zur Sonne (Sommeranfang 2008), während sie in "2", Ende Oktober 2008,  schon eine östliche Elongation (Winkelabstand zur Sonne) von 37° erreicht hat, im Fernrohr schon deutlich eine Phase zeigt sowie an Helligkeit und scheinbarem Durchmesser zugenommen hat; jene Phase übrigens, die Galileo Galilei sah, als er erstmalig im Spätherbst 1610 sein Teleskop auf den Planeten richtete.

Am 14. Januar 2009 hat sie die maximale Elongation von 47° ("3"), aber erst drei Tage später die Dichometrie oder Halbvenus ("4") erreicht. Von nun an gewinnt sie rasant an Helligkeit und scheinbarem Durchmesser, während sie eine Sichelform annimmt, bis sie schließlich um den 21. Februar in der in "5" dargestellten Phase bei ca. 40° Elongation ihre außergewöhnliche Helligkeit erreicht. Doch die Verblüffung erfolgt nach fünf Wochen allabendlichen Glanzes am 27. März: An diesem Tage nämlich durchläuft der Planet seinen unteren Konjunktionspunkt mit einem scheinbaren Winkelabstand von 8° nördlich der Sonne (Grafik Punkt "6"). Bei einer Helligkeit von -4 m und einem scheinbaren Durchmesser von 60'' geht sie ½ Stunde nach der Sonne unter und am darauffolgenden Tage eine Stunde vor der Sonne auf! Der beleuchtete Teil der uns zugewandten Hemisphäre beträgt nur 1 % (!) und hat die Form einer superschmalen Sichel. Möglicherweise erscheint sogar das sog. Übergreifen der Sichelhörner, wie auf dem kleinen Foto zu sehen, das Roland Pietschmann am 6. Juni 2004, zwei Tage vor dem spektakulären Transit der Venus vor der Sonnenscheibe, gelang.

Beobachten Sie unseren Nachbarplaneten mit bloßem Auge oder einem Feldstecher. Doch allergrößte Vorsicht ist geboten beim Hantieren mit optischen Hilfsmitteln in Sonnennähe, selbst bei deren Auf- oder Untergang und erst recht, wenn Sie Ihren erstaunten Kindern das Schauspiel an einem hoffentlich klaren und milden Frühlingsabend nahebringen möchten.

© K.-H.Bohn, Berlin

 

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