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Blauer Mond und roter Planet

Text und Auswahl von K.-H. Bohn, Bruno-H.-Bürgel-Sternwarte Berlin, 2009

Am letzten Abend des Jahres begleitet uns der Vollmond zum Jahreswechsel. Zwei Stunden, bevor wir uns zuprosten und mit Getöse und guten Wünschen das neue Jahr begrüßen, wird den wenigsten Silvesterspaziergängern die recht ungewöhnliche Form des Mondes auffallen: Zwischen 20 und 21 Uhr werden etwa 2% seines südlichen Randes abgeschattet.

 

Mondfinsternis Dez.2009

Der hoch über unseren Köpfen stehende Vollmond gibt uns durch das wie „abgebissen“ wirkende Stückchen eine recht passable Vorstellung von Lage und Größe des sonst unsichtbaren Kernschattens der Erde. Dieses zweite kosmische Jubiläumsgeschenk im „Internationalen Jahr der Astronomie“ fällt zudem noch auf einen „blue moon“, einen zweiten Vollmond im Monat. Die erste Jubiläumsofferte, wenn man so will, war die Sonnenfinsternis des Jahrhunderts am 22. Juli, fast genau auf den Tag, an dem vor 40 Jahren der Mensch seinen Fuß auf den Mond setzte.So hat jedes dieser Ereignisse ihre besonderen Begleitumstände, und erst die unvorhersehbaren geben einem jeden ihr besonderes Gepräge.
So hat jedes dieser Ereignisse ihre besonderen Begleitumstände, und erst die unvorhersehbaren geben einem jeden ihr besonderes Gepräge. Während die Sonnenaktivität die Erscheinung der Sonnenkorona bei einer Sonnenfinsternis unverwechselbar macht, beeinflußt der temporäre globale Zustand der Erdatmosphäre das Farbenspiel einer Mondfinsternis entscheidend. Geradezu atemberaubend muß der Anblick vom Mond aus gesehen sein, wenn die Erde als Feuerring vor der gleißend hellen Sonnenscheibe erscheint. Unsere Grafik soll diesen mutmaßlichen Anblick vermitteln. Dazu versetzen wir uns zu Ehren unseres Jubilars G. Galilei in Gedanken an dessen angestammte Stelle an den nach ihm benannten Krater auf dem „Astronomenfriedhof“ auf 10°Nord/ 62°West. Mondfinsternis Dez.2009 (2)

 Unsere Mondfinsternis ist zwar recht bescheiden in ihrer Erscheinung, doch von den zwei Mond- und zwei Sonnenfinsternissen im kommenden Jahr sehen wir im deutschsprachigen Raum so gut wie nichts. Erst in knapp sechs Jahren wieder ist eine Mondfinsternis in ihrem gesamten Verlauf bei uns beobachtbar.

 

In einem ganz anderen rötlichen Glanz erscheint nun endlich wieder einmal unser äußerer Nachbarplanet. Reichlich zwei Jahre vergehen zwischen seinen Oppositionsperioden. Während der bevorstehenden Annäherung „überholt“ die Erde von Ende Dezember bis Anfang März den Mars in einer recht ungünstigen Aphelposition auf seiner stark elliptischen Bahn.

 Mars Opposition

 
Die Schleifenbewegung vollzieht der Planet in der eher unauffälligen Sternkonfiguration des Sternbildes Krebs, kann also mit seinem intensiv rötlichen Licht vorübergehend die Lücke zwischen Kastor/Pollux (Zwillinge) und Regulus (Löwe) schließen. Dabei rangiert er mit einer Helligkeit von –1m4 unter den allgemein als „auffällig“ geltenden Objekten.

Die nächsten Oppositionen bringen uns dem rätselhaften Planeten immer noch etwas näher, bis dann im August 2018 wieder die optimalen Bedingungen zur Beobachtung eintreten werden, jenes Jahr, in welchem das E- ELT, das European Extremely Large Teleskope der ESO, als weltgrößtes Teleskop seinen Betrieb aufnehmen soll. Das Wunderwerk, an dem 14 europäische Länder ihre Spitzentechnologien einbringen, soll mit einem Hauptspiegeldurchmesser von 42 Metern die 10- fache Auflösung des Weltraumteleskopes Hubble erreichen, wie es in der Fachpresse heißt. Nach der Inbetriebnahme dann auch wieder nur Zwischenstation einer Entwicklung, an deren Anfang vor 400 Jahren Galileis Teleskop mit knapp 4cm Öffnung stand. Vielleicht ist es der Mars, dem anläßlich seiner Opposition ausnahmsweise das „first light“ des zukünftigen Giganten gilt.

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